Spirit L16 -> S-58, Urmodell und Formenbau

[Helix]

Hallo,

wie bereits angekündigt folgt nun mein 2. Bericht zum Thema "Urmodell und Formenbau".

Da es keine passenden S-58 Rümpfe in 600er Größe gibt, muss dieser ebenfalls selbst gefertigt werden. Als alter Holzwurm und Balsaspezialist hatte ich ursprünglich vor, den Rumpf in Holz zu fertigen, bin davon aber wieder abgekommen. Nun war laminieren angesagt. Dazu braucht man eine Form. Und dazu braucht man zunächst einmal ein Urmodell. Glücklicherweise fand sich hier im Forum ein Spantenriss (erstellt von Yogi149 http://www.rchelifan.org/scale-modell ... s%20s%2058), der auf den notwendigen Maßstab skaliert wurde. Mit einem vorgesehenen Abstand zwischen Hauptrotorwelle und Heckrotorwelle von 785mm ergab sich ein Maßstabswert von 1:12,95, also etwa 1:13. Übliche 600er Mechaniken haben einen Abstand von 795 bis 825mm. Da der L16 aber 550mm Hauptrotorblätter hat und auch die Blattlänge in etwa maßstabsgerecht sein sollte, habe ich mich für den etwas geringeren Abstand entschieden.

Für den Aufbau des Urmodells habe ich die klassische Spantenmethode gewählt. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, das Urmodell aus einem Stück CNC-Fräsen zu lassen. Dafür hätte ich aber erst ein CAD-Modell erstellen müssen. Ausserdem hat mich die alte, klassische Methode einfach interessiert.

Zunächst wurden der Spantenriss und der Originalplan der S-58 auf den geplanten Baumaßstab skaliert und geplottet. Dann galt es zunächst die Spanten auszusägen. Für die Urform hatte ich eine Mischbauweise aus Styrodur und Sperrholzspanten vorgesehen. Das Styrodur stammt aus Platten, die man in jedem gut sortierten Baumarkt bekommt. Diese Platten werden üblicherweise für Dämmung von Fassaden und Wänden verwendet. Styrodur ist feinporiger und etwas härter als Styropor. Es lässt sich sehr gut auch mit einem scharfen Messer schneiden. Ich habe alllerdings zum Schneiden eine selbst gebaute Thermosäge verwendet.

Gruß Dieter

[Helix]

Hallo,

um der Urform die entsprechende Festigkeit zu geben, habe ich zusätzlich ein Mittelbrett (5mm Hartfaser) quasi als „Wirbelsäule“ verbaut. Auf diesem wurden dann die linke bzw. rechte Seite des Urmodells aufgebaut. Und zwar im Wechsel Styrodurplatten und Spanten. So entstand ein etwas unförmiges Gebilde, das zunächst überhaupt nicht an eine S-58 erinnerte.

Verklebt habe ich den ganzen Aufbau mit Weißleim bzw. mit Montagekleber. Der Montagekleber hat den Vorteil, dass er schneller abbindet und man somit etwas schneller arbeiten kann.

Gruß Dieter

[rosi]

Warum nicht 4mm Sperholz da hast du die mitte besser zum trennen.

[Helix]

Hallo,

nach dem ersten "Formschnitt" konnte man schon langsam erahnen, dass aus dem unförmigen Gebilde mal der Rumpf einer S-58 entstehen soll. Das Styrodur wird dabei bis zu den Spanten heruntergearbeitet. Ein erster Grobschliff ergab dann auch schon eine rundlichere Form.

Bei der Schleifbearbeitung eines Rumpfes ergibt sich zwangsläufig die Frage, wie man den beim Schleifen fixieren kann. Wenn man ihn mit einer Hand festhält, hat man nur noch eine Hand frei. Oder man benötigt einen zweiten Mann/Frau. Nach einiger Überlegung habe ich den Rumpf dann einfach aufgespießt - wie ein Hähnchen. Die Idee dazu kam mir, glaube ich, beim Grillen.

Diese Form der Aufhängung hat sich dann auch während der gesamten Fertigung des Urmodells als sehr, sehr vorteilhaft herausgestellt. Die Nachahmung wird auf jeden Fall empfohlen.

Gruß Dieter

[Helix]

Warum nicht 4mm Sperholz da hast du die mitte besser zum trennen.

Hallo Rosi,
weil das Urmodell nicht getrennt wird - warte es einfach ab.

Gruß Dieter

[Helix]

Hallo,

nach dieser Bearbeitung war dann zunächst mal Spachteln angesagt. Verwendet habe ich zunächst eine normale faserverstärkte Spachtelmasse, wie sie auch im Trockenbau verwendet wird. Diese wurde dann zunächst mal soweit wieder abgetragen, bis die Spanten zum Vorschein kamen. Die Spanten sind somit "Schleifschablone".

Damit konnte ich schon sehr nahe an die eigentliche Endform kommen. Da das Urmodell aber in dem Zustand eine sehr unterschiedliche Oberflächenfestigkeit hatte, wurde zunächst mal eine Lage Glasgewebe laminiert. Auch dafür hat sich der Spieß als sehr vorteilhaft herausgestellt.

Gruß Dieter

[rosi]

Die Spachtelmasse war schon mal gut gewählt die ist nach dem schleifensehr glatt.

[Helix]

Hallo,

so vorbehandelt kam nun 2-Komponenten-Polyesterspachtel zum Einsatz. Und wieder schleifen. Das Spielchen wiederholte sich nun über mehrere Tage - immer wieder spachteln, schleifen, spachteln etc. Da diese Arbeitsgänge mit ziemlich viel Dreck und Lärm verbunden sind, habe ich bei sommerlicher Witterung einfach den Garten als Arbeitsplatz gewählt. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich Hausverbot bekommen.

Diese Spachtelei und Schleiferei ist wirklich das Übelste bei der Urformerstellung

Gruß Dieter

[rosi]

Helios,
Du hätest auch gleich 2 K-Spachtel auftragen können aber da mußt du mehr schleifen.Sieht aber schon super aus.

[Helix]

Hallo,

aber auch das Spachteln und Schleifen hat irgendwann mal ein Ende, bis dann das erste Mal grundiert werden darf. Wenn man glaubt dann fast fertig zu sein - weit gefehlt. Die Grundierung zeigt einem unerbittlich wo noch Fehlstellen, Löcher, Risse etc. sind. Und dann darf wieder gespachtelt werden. Diesmal aber noch etwas feiner mit Nitro-Kombispachtel. Und anschließend natürlich Nassschliff.

Gruß Dieter

[rosi]

Dieter,
Lass die Finger weg vom Nitrospachtel.Nur 2-K Spachtel.Nitro zerfrist dir die Oberfläche und du must noch mal schleifen.
Fritz

[Helix]

Hallo,

mit dem nun vorhandenen Urmodell stellte sich die Frage "wieviel Details sollen in der späteren Form vorhanden sein"? Es gibt ja Formenbauer, die arbeiten jede Linie und jede Niete bereits in das Urmodell ein. Da ich als Formenbauer aber eher ein Greenhorn bin und die S-58 meine erste große Form wird, habe ich mich mit den Details etwas zurückgehalten. Bei Nieten hatte ich auch Bedenken bezüglich möglicher Hinterschnitte, die eine Abformung ggf. problematisch machen würden. Insbesondere die Rumpfunterseite der S-58 ist nahezu eben und weist keine Aushebeschrägen auf. Da wären Hinterschnitte vorprogrammiert. Also wurden nur die wichtigsten Konturen dargestellt. Verwendet habe ich dabei eine Trick, den ich mal irgendwo im Forum gelesen hatte. Zunächst wurden Linien mittels Linierband auf das Urmodell aufgeklebt. Dann wurde Spritzspachtel mehrmals aufgetragen bis eine ganz "ordentliche Schichtstärke" erreicht war. Mit dem späteren Entfernen des Linierbandes waren diese Stelle dann tieferliegend und treten in der Form analog als Vertiefung in Erscheinung.

Gruß Dieter

[Helix]

Dieter,
Lass die Finger weg vom Nitrospachtel.Nur 2-K Spachtel.Nitro zerfrist dir die Oberfläche und du must noch mal schleifen.
Fritz

Hallo Fritz,
zu spät - alles schon erledigt.
Werde ich beim nächsten Mal berücksichtigen. Ich hatte mit Nitrospachtel aber keine Probleme. Verwendet habe ich die auch nur zum Schließen der letzten kleinen Poren. Das Zeugs ist für größere Spalte sowieso nicht geeignet, weil es schrumpft, einfällt und bei dickem Auftrag zu Rissen neigt.

Gruß Dieter

[Helix]

Hallo,

nach vielen, vielen Stunden kam dann der Zieleinlauf. Die Endlackierung des Urmodells mit 2-K-Hochglanzlack. An einem schönen windstillen Tag war es so weit. Das Urmodell wurde lackiert - wieder draussen, da der Spritznebel sonst die ganze Garage versaut hätte. Für kleinere Lackierarbeiten habe ich ja einen Absaug-/ Filterkasten, aber mit der Größe der S-58 war der überfordert. Vor dem Lackieren wurde natürlich nochmals nass geschliffen und anschließend ordentlich entstaubt.

Danach durfte der Lack des Urmodells über mehrere Wochen aushärten, bevor der nächste Schritt zum eigentlichen Formenbau nahte.

Gruß Dieter

[TREX65]

Wahnsinn!!! Da beneide ich dich um deine Fähigkeiten endlich mal wieder jemand, der auch Modellbau betreibt Schön zu lesen!!